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Lehre

SE Seminar: "Die Wiener Wall Street." - Wiener Bank- und Börsebauten des 19. u. 20. Jhs.

Seminar Kunstgeschichte (nst./zeu.K.), SS 2019
In Zusammenarbeit mit Dr.in Sabine Plakolm-Forsthuber

am Institut für Kunstgeschichte an der Universität Wien

Inhalt
Ab der 2. Hälfte des 19. Jhdts. entstanden in der Wiener Innerstadt zahlreiche monumentale Bank- und Börsegebäude, die im Bankenviertel rund um die Herrengasse (Standort der 1. Österreichischen Nationalbank ab 1819), Freyung, Renngasse und Am Hof in der Innenstadt neu errichtet wurden. Um die Jahrhundertwende rückten die Banken in die repräsentative Zone der Ringstraße sowie in ihre unmittelbare Nähe (Börse, Postsparkasse, Wiener Bankverein/Schottenring, Österr. Nationalbank etc.). Die von prominenten Architekten wie Heinrich Ferstel, Emil Förster, Theophil Hansen, Otto Wagner, Ernst Gotthilf-Miskolczy/Alexander Neumann, Leopold Bauer u.a. geplanten prunkvollen Bankgebäude sollten dem Kunden durch ihre Architektursprache, Materialität sowie dem Einsatz moderner Technik ein Gefühl von Sicherheit, Beständigkeit sowie Solidität vermitteln. In nur wenigen Jahrzehnten entstand in der Wiener Innenstadt ein Finanzzentrum, eine „Wiener Wall Street“, deren Bauten zu den repräsentativsten der Jahrhundertwende zählen.
Im Seminar wird die sozialökonomische Rolle des Bankenwesens in historischer wie kultureller Hinsicht thematisiert. Der Bautypus „Bank“ entwickelte sich seit dem 18. Jhdt. und erfuhr im 19. Jhdt. eine Hochblüte, wobei die bauhistorischen Vorbilder bis in die Antike (Schatzhäuser) zurückreichen. Der Blick in die Geschichte zeigt, dass das neuzeitliche Bankenwesen seinen Ursprung in Italien der Renaissance hat. In der Architektur findet sich dieser Bezug in der Ausgestaltung der Gebäude, die oftmals auf das Formenrepertoire des italienischen Palastbaus zurückgreifen.
Im Zuge der Digitalisierung kam es in den letzten Jahrzehnten zu einem dramatischen „Bankensterben“ und unzählige Filialen wurden geschlossen. Im Zeitalter des Online-Bankings stellt sich immer mehr die Frage, ob es diesen Bautypus heutzutage überhaupt noch braucht. Die großen Banken verkaufen ihre innerstädtischen Standorte und errichten in den Stadterweiterungsgebieten ihre neuen Firmensitze. Es sind große Verwaltungs- und Bürokomplexe, die sich von den traditionellen Repräsentationsgebäuden unterscheiden und eine neue „zeitgemäße“ Sprache gefunden haben (Erste Group Zentrale Hauptbahnhof 2016, Architekten Henke und Schreieck; Bank Austria Filiale/Austria-Campus Nordbahnhof Soyka / Silber / Soyka Architekten, ab 2015-18 etc.).

Ziel
Im Seminar wollen wir uns mit dem Bautypus und der Architektursprache der Bank- und Börsegebäude des 19. und 20. Jhdts. in Wien sowie ihrem Bauprogramm befassen. Aktuell wird der reiche Bestand an repräsentativen Bankgebäuden in der Innenstadt anderen Funktionen zugeführt. Die neuen Nutzungen, meist unter Einbeziehung des Bundesdenkmalamts, reichen von Kulturbauten bis zum Hotel, Wohnungen, Büros, Wettbüros, Supermärkten, Shops etc. Diese Verwertungen sollen kritisch hinterfragt werden.

Methode
Neben einer inhaltlichen Einführung werden wir auch ExpertInnen der Bankenarchitektur zu einem Vortrag einladen und einige Banken vor Ort besichtigen. Im Rahmen dieser kleineren Exkursionen sind von den Studierenden kurze Referate (incl. Handouts) zu präsentieren. Alle anderen halten ihre Referate im Seminarraum, wo wir auch genügend Zeit für Diskussionen einplanen. Im Juni finden die längeren Abschlussreferate statt.

SE Seminar: Bäderarchitektur in Österreich im 20. Jahrhundert

Wahlseminar Kunstgeschichte, SS 2019
gemeinsam mit Dr.in Sabine Plakolm-Forsthuber

am Institut für Kunstgeschichte an der Technische Universität Wien

Inhalt:
Im Seminar wollen wir uns auch mit den Kur- und Thermalbädern in den Kurorten im Süden von Wien (Baden, 1926; Bad-Fischau 1925-28) sowie mit den Strom- und Flussbädern entlang der Donau (Klosterneuburg, Kritzendorf) und des Kamp befassen, die eng mit dem Aufkommen der Sommerfrische verbunden sind. Die neu entdeckte und wachsende Freizeitkultur führte zum Bau zahlreicher Strandbäder an den österreichischen Seen, die mit interessanten hölzernen Badeanlagen ausgestattet wurden, wie z.B. in Pörtschach (1894), in Klagenfurt (1927) oder in Gmunden (1927).
Einen Auftrieb erfuhr die Badekultur im Roten Wien während der Zwischenkriegszeit, wo neben den Kinderfreibädern in den Arbeitsbezirken auch große Freibäder (Wien, Kongressbad, 1928) oder Hallenbäder (Wien, Amalienbad, 1923-26) errichtet wurden. Die modernen Anlagen hatten nun auch dem aufkommenden „Schwimmsport“ mit entsprechend langen Becken und Sprungtürmen Genüge zu leisten und wurden zu beliebten Verweilorten einer sinnvollen Freizeitgestaltung und der Regeneration.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Bau von Schwimm- und Freibädern ein zentrales Thema des Wiederaufbaus. Das zeigt sich z.B. in dem kurz nach Kriegsende ausgeschriebenen Wettbewerb zur Wiedererrichtung des Gänsehäufels (1947-59), aber auch in der Errichtung von zahlreichen Hallenbädern in Österreich (Wien, Theresienbad, 1952; Stadionbad Kapfenberg, 1952) oder dem Wiener Stadthallenbad (1974).
Spannende Innovationen wie die Felsentherme in Bad Gastein (1968) sollen ebenso thematisiert werden wie die vielen Schwimmhallen des Bäderexperten Friedrich Florian Grünberger, der ab den 1960er Jahren für Wien ein einheitliches Bäderkonzept entwickelte. Aber auch zeitgenössische Beispiele der Thermenarchitektur in Österreich, die im Gegensatz zu den schlichten verkachelten Badehallen auf eine Erlebnisarchitektur setzen wie z.B. in St. Anton, arlberg.well.com (1999-2001), die Therme Bad Gleichenberg (2005-08) oder die Therme Wien (2003-10) werden analysiert.

Ziel des Wahlseminars ist es, einen Überblick über die bautyplogische und architekturhistorische Entwicklung der österreichischen Bäderarchitektur des 20. Jahrhunderts zu vermitteln. Am Beispiel eines Gebäudes soll jede/r TeilnehmerIn lernen, die Baugeschichte zu erforschen, die Typologie des jeweiligen Bades zu erfassen, sich Gedanken zur Materialität, Konstruktion und Ausstattung der jeweiligen Anlage zu machen und diese mit den architekturhistorisch korrekten Begriffen zu beschreiben.

SE Seminar: Architektur im Nationalsozialismus

Kunstgeschichte (nst./zeu.K.), WS 2019/20
gemeinsam mit Dr.in Sabine Plakolm-Forsthuber

am Institut für Kunstgeschichte an der Universität Wien

Inhalt:
Mit der Machtergreifung Hitlers im Jahre 1933 beginnt in Deutschland die Herrschaft der NSDAP und damit die Suche nach einem architektonischen Ausdruck der Partei, die durch Hitlers persönliches Interesse am Thema der Architektur noch geschürt wird. Mit dem „Gesetz zur Neugestaltung deutscher Städte vom 4. Oktober 1937“ werden die Neugestaltungen der Städte und deren architektonische Ausgestaltung zum politischen Programm. Die ersten Großprojekte, die diese Machtdemonstration symbolisierten, wurden von Hitler persönlich in München initiiert: das Forum der Partei und das „Haus der Deutschen Kunst“. Diese Bauten gaben die Formensprache der zukünftigen nationalsozialistischen Repräsentationsarchitektur vor. Das Bauprogramm der Nationalsozialisten reduzierte sich jedoch nicht nur auf die bekannten repräsentativen Monumentalbauten sondern umfasste ebenso Wohnbauten, Siedlungen, Verkehrsbauten, Technikbauten etc., deren heterogene Formensprache sich durch einen „programmatischen Eklektizismus“ auszeichnen.

Ziel:
Im Rahmen des Seminars möchten wir anhand ausgewählter Fallbeispiele verschiedene Bautypologien der NS-Architektur untersuchen, wie großräumige städtebauliche Achsenplanungen, Parteibauten (Gauforen), Kriegsbauten (Flaktürme), Wohnbauten, Siedlungen, Sportbauten, Verkehrsbauten, Rüstungsindustrie(Technik)bauten etc. Es soll der Frage nachgegangen werden, wie sich die verschiedenen Bauaufgaben entwickelten und wie die Architekten auf die Voraussetzungen, die durch die neue politische Situation geschaffen war, in ihren Bauten reagierten bzw. welche architektonischen Lösungen gefunden wurden. Besonders spannend wird das Hinterfragen von Kontinuitäten und Brüchen in der Architekturgeschichte, personell und auch formalgeschichtlich werden. Auch die Frage nach dem Umgang mit diesem bauhistorischen Erbe soll Berücksichtigung finden und damit die aktuellen Themen der Denkmalpflege und Umnutzung miteinbezogen werden.

Methode:
Neben inhaltlichen Einführungen und fachspezifischen Vorträgen wollen wir möglichst viele Bauten vor Ort besichtigen und analysieren. In einer nicht verpflichtenden zweitätigen Exkursion nach München, einer eintägigen Exkursion nach Linz und Exkursionen in Wien werden wir verschiedene realisierte Architekturbeispiele aus der NS-Zeit besuchen. Im Rahmen dieser Exkursionen sind von den Studierenden kurze Referate zu präsentieren. Alle anderen halten ihre Referate im Seminarraum, wo wir auch genügend Zeit für Diskussionen einplanen. Gegen Ende des Semesters ist von jeder Studentin und von jedem Studenten ein Schlussreferat zu halten und eine schriftliche Seminararbeit zu formulieren.